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"Atem ist ein energetischer Kern, dessen Einfluss in alle Gebiete des menschlichen Lebens hineinreicht." (Ilse Middendorf)


"Breathing together" bei Elaine Siegel

Die amerikanische Psychoanalytikerin und Tanztherapeutin Elaine Siegel hat bei allen psychiatrischen Krankheitsbildern Verflachung des Atems beobahctet und als Element verschiedener Abwehrprozesse.  Siegel verwendet die spezifische Symptomatik der Atmungsmotilität zur Diagnose der Entwicklungsstufe, in der sich der Mensch befindet.

Autismus z.B. ist nach Siegels Erfahrungen durch unrhythmisches Atmen, Schizophrenie zusätzlich durch unrhythmisches Sprechen gekennzeichnet. Borderline-Patienten neigen zur Hyperventilation. Bei ZwangsneurotikernInnen sind die Atmungsrhythmen eintönig, frühkindliche Verstopfung und Verkrampfung der Sphinktermuskulatur können durch unrhythmische Atmung und Spannung im Schulter und Hüftbereich beim Erwachsenen ersetzt werden.

"Jemand, der als Kind den Atem anhielt, wenn die Eltern sich stritten, kann später ein misstrauischer, ängstlicher, von Schuldgefühlen geprägter Mensch sein. ... Ein solcher Mensch ist trotz seiner flachen Atemmuster auf einem viel höheren Entwicklungsniveau als jemand, der gleich nach der Geburt die mütterlichen Zuwendungen in einem solchen Maße ablehnte, so dass eine Anpassung an den Atemrhythmus und andere Rhythmen der Mutter unmöglich wurde. Beim zuerst dargestellten Problemtypus könnte die Diagnose auf Neurose mit Zwangsverhalten lauten, im zweiten Fall Autismus".

Atemübungen in Tanz und Bewegung können nicht nur zur Angstbewältigung beitragen, sondern ganz frühe Erinnerungen, vorübergehende Regressionen, z. B. Anlehnungsbedürfnisse, auslösen. Siegel schreibt über einen zwangsneurotischen Patienten: "Erinnerungen, schnappschussartige Einsichten und Improvisationen überfielen ihn, wenn er sie nicht erwartete, meist nach Atem- und Dehnübungen".

Siegel kreierte die phasenspezifische Methode des "breathing together" (zusammen atmen), um die Übertragungsbeziehung bei Autismus sicherzustellen. Sie beobachteten, dass AutistenInnen sich auch nach verhältnismässig anstrengenden Bewegungen weigerten, tief zu atmen. "Breathing together" funktioniert folgendermassen:

"Wir legen uns gegenseitig die Hände auf den oberen Teil des Brustkorbs. Meist sitzen wir auf dem Fußboden. Oft erscheint es auch notwendig, die Hand des Patienten festzuhalten. Ich rede beruhigend auf ihn ein und sage ihm, dass die Luft für uns gut sei, auch wenn der Patient zu keiner verbalen Äußerung fähig ist. Wenn er das alles ruhig über sich ergehen läßt, versuche ich, seinen Atemrhythmus aufzufangen. Der ist oft so unrhythmisch und flach, dass ich anfange, unter Luftmangel zu leiden und aufhören muss. Das versuche ich ihm auch zu erklären. Nach einer Weile jedoch lässt der Patient sich auf ein so enges Zusammenspiel ein. Dann sage ich: 'Versuch doch mal wie ich zu atmen'. Zuerst passiert nicht viel. Nach vielen Sitzungen stellt sich ein rhythmisches Wiegen ein, wobei wir uns gegenseitig hin und her zu stoßen scheinen. Dann atmen wir gleichmäßig zusammen. Meist ist das der erste Schritt im Aufbau einer echten Übertragung".

 

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